Ein gelungenes Kunstwerk verdient es, vor schädlichen Einflüssen geschützt zu werden, damit es auch nach vielen Jahren nichts von seiner Brillanz und Leuchtkraft einbüßt. Zudem ist es oft gewünscht, die Oberfläche eines Bildes zu ändern bzw. zu vereinheitlichen. Diese Aufgaben übernehmen spezielle Hilfsmittel zur Schlussbehandlung. Prinzipiell unterscheidet man bei ihnen zwischen Malschichten festigenden Fixativen, nicht wieder anlösbaren permanenten Schlusslacken und reversiblen, also jederzeit wieder mit einem geeigneten Lösemittel zu entfernenden Schlussfirnissen. Für die Ölmalerei gibt es darüber hinaus noch eine besondere Spezies: die Zwischen- bzw. Retuschierfirnisse. Allen ist gemeinsam, dass sie in möglichst dünnen Schichten auf die gut getrocknete Bildoberfläche aufgetragen werden.
Hierzu hat man prinzipiell folgende Möglichkeiten:
Egal, wozu Sie sich entscheiden - hier ein paar Tipps und Tricks, die Sie unbedingt beim Fixieren, Firnissen oder Lackieren beherzigen sollten:
Weitere Details zum sicheren Umgang entnehmen Sie bitte den individuellen Sicherheitsdatenblättern.
ACHTUNG: Das Fixieren oder Firnissen einer Bildoberfläche führt gerade bei bindemittelarmen Maltechniken wie Pastell, Gouache und Aquarell zu einer nicht unwesentlichen Farbtonvertiefung. Die Arbeiten verlieren bei einem Zuviel an Firnis oder Fixativ nicht selten an „Leichtigkeit“. Auch können einige dieser Hilfsmittel Malgründe wie z.B. Papier transparenter machen. Grundsätzlich sollten Sie daher mit Ihren persönlichen Malmaterialien immer individuelle Vorversuche durchführen. Steht Ihnen kein separates Muster für solch einen Test zur Verfügung, ist es ratsam, eine kleine Probe möglichst am Bildrand, jedoch nicht in der Bildmitte (!) des Originals anzufertigen.
Nicht alle Malfarben verfügen von vornherein über eine ausreichende Menge Bindemittel, um die Malschichten auf dem Malgrund permanent haften zu lassen. So ist es gerade bei Arbeiten mit Pastell, Kohle oder Bleistift hilfreich, die damit gefertigten Kunstwerke sowohl zwischendurch als auch abschließend mit einem geeigneten Fixativ zu behandeln. Sie enthalten als Bindemittel z.B. das Naturharz Schellack oder synthetische Polyvinylharze, mit denen die fragilen Farbschichten dann fester an den Untergrund gebunden werden.
Zwischenfirnisse bzw. Retuschierfirnisse werden allein in der Ölmalerei verwendet. Sie enthalten in der Regel eine geringere Menge Harze als Schlussfirnisse und ergeben so deutlich dünnere Schichten, die nach dem Trocknen übermalt werden können. Generell unterscheidet man sie nach ihrer Löslichkeit in Produkte auf Basis „Testbenzin“ oder „Alkohol“. Zwischenfirnisse auf Testbenzin-Basis haben vor allem die Aufgabe, die in der Ölmalerei nicht selten auftretenden „eingeschlagenen“ Stellen zu egalisieren. So nennt man die matten Bildpartien, die entstehen, wenn zu stark verdünnte Ölfarben in den Untergrund einsinken. Zudem erhalten Tempera-Untermalungen mit ihnen einen Ölfarben-ähnlichen Charakter. Und natürlich schützt man mit ihnen temporär noch nicht fertiggestellte Ölbilder. Alkohol-Retuschierfirnisse dienen vor allem Restauratoren als Zwischenisolierung vor dem Anlegen von Retuschen. Sie haben den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den Zwischenfirnissen auf Testbenzin-Basis in den üblichen Lösemitteln der Ölmalerei nicht löslich sind. Dadurch ermöglichen sie eine regelrechte Trennschicht zwischen der alten, originalen und der neuen, restaurierten Malschicht, die jedoch jederzeit wieder in Alkohol (Ethanol) angelöst werden kann.
Übrigens: Alle Retuschier- bzw. Zwischenfirnisse dürfen erst nach Antrocknen der Bildoberfläche – frühestens nach 4 Wochen – aufgetragen werden.
ACHTUNG: Produkte auf Basis „Alkohol“ lassen sich nicht mit solchen auf Basis „Testbenzin“ mischen. Sie trocknen deutlich schneller als diese und wirken zudem lange anlösend auf frisch getrocknete Ölfarben. Vortests werden daher immer empfohlen!
Schlussfirnisse sind typisch für Arbeiten in Öl, Tempera und Acryl, weniger üblich bei Aquarell-, Gouache- oder Linoldrucktechniken. Sie schützen die Kunstwerke vor Staub, Schmutz, Fingerabdrücken oder Feuchtigkeit. Zudem vereinheitlichen bzw. ändern sie die Optik der Bildoberfläche in wahlweise glänzend, seidenglänzend oder matt. Typische Rohstoffe für Schlussfirnisse sind die Naturharze Dammar und Mastix oder synthetische Harze wie Acrylharze, Ketonharze oder Aldehydharze gelöst in organischen Lösemitteln. Nichtglänzende Produkte enthalten zusätzlich noch Mattierungsmittel. Einige unserer Produkte beinhalten darüber hinaus noch einen speziellen UV-Schutz, der den natürlichen Alterungsprozess der dünnen transparenten Harzschichten stark unterdrückt.
ACHTUNG: Bei den in der Praxis üblichen Firnisschichten ergibt sich daraus kein gesonderter UV-Schutz für die zum Einsatz kommenden Malfarben! Wir empfehlen daher unbedingt von Beginn an mit hochwertigen, möglichst lichtechten Künstlerfarben zu arbeiten. Bei einem sehr dünnen Farbauftrag, wie z.B. in der Aquarellmalerei empfehlen wir aber auch dann eine zusätzliche Einrahmung hinter Spezialglas.
Wichtig ist, dass das Firnis-Material immer erst dann auf die Farbschicht aufgebracht wird, wenn diese komplett durchgetrocknet ist. Bei dünn aufgetragenen Acrylfarben ist das meist schon nach 72 Stunden möglich; bei pastos aufgetragenen sollte man mit dem Firnissen besser 1 bis 2 Wochen warten. Bei Ölfarben hingegen dauert der vollständige Trocknungsprozess auch bei nicht allzu dicken Malfarbschichten mehrere Wochen! Hier empfehlen wir die Schlussbehandlung frühestens nach 8 bis 12 Monaten aufzubringen. Übrigens: Bei Bedarf können Schlussfirnisse – im Gegensatz zu einem Klarlack – jederzeit mit Lösemitteln wie z.B. Terpentinöl (50024, 50102), Terpentinersatz (50019) und/oder Firnis-Entferner (50060) von der Bildoberfläche abgenommen werden. Das sollte jedoch nur sehr vorsichtig geschehen und möglichst von Personen mit Sachkenntnis – am besten von ausgebildeten Restauratoren – durchgeführt werden!
Schlusslacke kommen vor allem als Schutz von Arbeiten mit Acrylfarben und AERO COLOR® Professional zum Einsatz. Im Gegensatz zu den wieder anlösbaren Schlussfirnissen trocknen sie permanent, d.h. in den in der Kunstmalerei üblichen organischen Lösemitteln unlöslich auf. Lackierte Oberflächen sind zudem kratz- und stoßfester als gefirnisste. Unsere Produkte Glanz-Lack (50586) und Seidenglanz-Lack (50587) sind zudem wetterecht und somit auch für den Aussenbereich geeignet. Und den besonders widerstandsfähigen AERO Schlusslack gibt es nicht nur in einer glänzenden (50610) und matten (50611) Variante, sondern auch in moderner soft-touch-Haptik mit einer samtartigen Oberfläche (50612).
Alle Schlusslacke sind gebrauchsfertig für den Auftrag mit dem Pinsel und/oder der Spitzpistole eingestellt. Sie lassen sich bei Bedarf mit Wasser verdünnen, trocknen jedoch relativ schnell wasserfest auf. Malutensilien wie z.B. Pinsel, Lackierrolle oder Airbrush-Pistole sollten daher zügig nach dem Arbeiten mit Wasser und Seife oder AERO CLEAN RAPID (50606) gesäubert werden.
Die Reißlacktechnik stellt eine besondere Form künstlerischer Gestaltung dar. Mit ihr ist es möglich, Oberflächen durch nachträglich aufgebrachte künstliche Krakelüren einen antiken Charakter zu geben. Geeignet für diese Technik sind Öl- und Acrylgemälde, aber auch Papier (z.B. Kunstdrucke), Holz, Glas, Metall oder Gips.